Pille danach

Pille danach

 

Einen Wissenszuwachs – wenn auch noch große Lücken – gibt es auch bezüglich der Wirkweise der Pille danach: 37 Prozent der Befragten glauben fälschlicherweise, dass die Pille danach abortiv wirkt. 2016 waren es 47 Prozent gewesen. Dabei kann die Pille danach eine bereits bestehende Schwangerschaft gar nicht abbrechen. Sie verschiebt­ vielmehr das fertile Fenster, also die Zeit, in der eine Schwangerschaft am wahrscheinlichsten auftritt, hauptsächlich indem sie den zyklus­abhängigen Anstieg des Luteinisierenden Hormons (LH) und damit den Eisprung­ verschiebt. So kann es nicht zu einer Befruchtung kommen.

Laut einer weiteren Umfrage verlangen übrigens nur 10 Prozent der Anwenderinnen ein Notfallkontrazeptivum aufgrund einer Pillenpanne. Ob eine Pillenpanne wirklich vorliegt sollte mit dem behandelnden Arzt/Ärztin bzw. im Notfall in der Apotheke geklärt werden.

Fertiles Fenster verschiebt sich

Wichtig für die Anwenderinnen ist, dass die Einnahme der Pille danach, egal ob Levonorgestrel oder Ulipristal­acetat, je nach Stand im Zyklus den Eisprung nicht immer verhindert. Ulipristalacetat wirkt im Gegensatz zu Levonorgestrel auch noch, wenn das luteinisierende Hormon, das zur Freisetzung der Eizelle führt, bereits angestiegen ist. Dann verschiebt sich das fertile Fenster unter Umständen nur nach hinten, über die Lebensdauer der Spermien hinaus, die bei drei bis fünf Tagen liegt. Auch wenn die normale Pille während dieses Zyklus weitergenommen wird, bietet sie keinen zuverlässigen Schutz mehr und muss durch zusätzliche, nicht hormonelle Verhütungsmethoden wie Kondome / Diaphragma etc. ergänzt werden. Für die Patientinnen besteht aus Gründen der Zyklusstabilität die Empfehlung ihre reguläre Pille jedoch weiter zunehmen.

Ungeschützter Verkehr

In 55 Prozent der Fälle fand ungeschützter Geschlechtsverkehr statt oder das Kondom versagte bei 34 Prozent.

Für die Entscheidung, ob die Einnahme der Pille danach notwendig ist, ist nur relevant, wann der ungeschützte Geschlechts­verkehr stattgefunden hat. Die fruchtbaren Tage können in der Apotheke nicht berechnet werden – sie schwanken von Frau zu Frau und auch von Zyklus zu Zyklus stark. Levonorgestrel (zum Beispiel Pidana®) kann bis zu drei Tage nach dem Sex einge­nommen werden, Ulipristalacetat (Ellaone® )­ bis zu fünf Tage danach. Liegt die Verhütungsspanne länger als 120 Stunden zurück, ist eine ärztliche Beratung zwingend notwendig.

Konnte eine Schwangerschaft erfolgreich verhütet werden, tritt die nächste Regelblutung nach Einnahme von Ulipristalacetat häufig rund zwei Tage später ein. Dies ist eine wichtige Information für die Anwenderin. Auch nach Notfallverhütung mit Levonorgestrel kann sich die Periode verschieben und in ihrer Intensität anders ausfallen. Bleibt die Regel ganz aus, sollte die Frau zum Gynäkologen gehen. Sollte der Eisprung bereits stattgefunden haben, sind die Notfallkontrazeptiva zwar nicht mehr wirksam, fügen einer befruchteten Eizelle jedoch auch keinen Schaden zu. Levonorgestrel und Ulipristalacetat sind im Gegensatz zu Mifepriston keine Abtreibungspillen.

Rechtliche Vorgaben

Bei Mädchen unter 14 Jahren muss vor der Abgabe, eine Einverständniserklärung eines Erziehungsberechtigten vorliegen. Bei der Abgabe an Jugendliche über 14 Jahre wird eine schriftliche Aufzeichnungen zur Beratung angefertigt und ein anschließender Arztbesuch empfohlen.

Beratungshinweise

Kontraindiziert ist die Einnahme der Pille­ danach bei einer bereits bestehenden Schwangerschaft. Hat die letzte Periode zum üblichen Zeitpunkt in üblicher Stärke und Dauer stattgefunden? »Hier sind drei Ja-Antworten Pflicht, sonst ist eine Grenze der Selbstmedikation erreicht und ein Arztbesuch ist unvermeidlich.

Stillenden Müttern wird empfohlen nach der Einnahme von Ulipristalacetat eine mindestens einwöchige Stillpause einzuhalten. Bei Levonorgestrel muss die Stillpause nur mindestens acht Stunden betragen.

Leidet die Anwenderin nach der Einnahme der Pille danach unter Übelkeit mit Brechreiz und/oder Erbrechen, kann die Wirksamkeit vermindert sein. Erbricht die Frau innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme, könnte die Einnahme einer weiteren Tablette­ die Wirksamkeit gewährleisten. Um das Auftreten von Übelkeit zu vermindern beziehungs­weise zu vermeiden, besteht die Empfehlung, vor der Einnahme etwas zu essen.

Bis jetzt scheint es von wissenschaftlicher Seite nicht bewiesen, dass die Wirkung der Notfallkontrazeptiva in einem klinisch relevanten Maß bei Übergewicht nachlasse. Die doppelte Dosis der Pille danach ist dagegen nicht zu empfehlen.

Für eine vertrauliche Beratung steht ihnen das Team der Ansgar-Apotheke gerne jederzeit zur Verfügung.