Selbstmedikation bei Hämorrhoiden

Der Begriff Hämorrhoiden bezeichnet ein arteriovenöses Gefäßpolster, das ringförmig vor dem Schließmuskel des Afters liegt. Dort dient es der Feinabdichtung des Darms: Soll keine Darmentleerung erfolgen, füllt sich das Schwellkörpersystem mit Blut, vor einer Defäkation entleert es sich.

Sind die Hämorrhoiden krankhaft vergrößert, können sie Beschwerden auslösen. Dann spricht man von Hämorrhoidalleiden. Mögliche Symptome sind Juckreiz, Nässen und Brennen am After, Schmerzen beim Stuhlgang. Möglich ist auch eine Vorwölbung des Gefäßkissens (Prolaps) in den Analkanal oder vor den Schließmuskel sowie Schwellungen. Auch schmerzlose Blutungen sind häufig. Diese können auftreten, wenn fester Stuhl die dünnen Gefäßwände der Hämorrhoiden beschädigt. Sichtbar für den Betroffenen werden sie meist als (hell)rote Blutspuren auf dem Toilettenpapier. In den westlichen Industrienationen gelten Hämorrhoidalleiden als Volkskrankheit mit hoher Dunkelziffer. Geplagt sind schätzungsweise mehr als die Hälfte aller über 30-Jährigen. Verstopfung, ballaststoffarme Ernährung, Schwangerschaft oder tägliches langes Sitzen können das Krankheitsbild auslösen beziehungsweise begünstigen.

Vier Schweregrade bei Hämorrhoiden

  1. Leicht vergrößert und von außen nicht sichtbar.
  2. Stärker vergrößert und treten unter Umständen beim Stuhlgang aus dem After heraus, ziehen sich aber spontan wieder zurück.
  3. Die Hämorrhoiden treten beim Stuhlgang oder körperlichen Aktivitäten aus dem After heraus. Sie ziehen sich nicht von alleine zurück, können aber mit der Hand zurückgeschoben werden.
  4. Sie treten dauerhaft aus dem After aus und können nicht mehr zurückgeschoben werden.

    Lokal anzuwendende Therapieoptionen

    Grundsätzlich gilt: Vergrößerte Hämorrhoiden, die keine Beschwerden verursachen, müssen nicht behandelt werden. Für moderate Beschwerden stehen zahlreiche Lokaltherapeutika zur Verfügung. Diese haben meist eine adstringierende (zum Beispiel Bismutgallat, Hamamelisextrakt, Tannin), entzündungshemmende (zum Beispiel Kamille, Panthenol), feuchtigkeitsbindende (zum Beispiel Titan-, Zinkoxid) oder lokalanästhetische (zum Beispiel Lidocain) Wirkung. Zwischen diesen sollte je nach vorherrschender Symptomatik gewählt werden: Gegen Juckreiz und Nässen eignen sich vor allem Adstringenzien. Stehen Schmerzen und Juckreiz im Vordergrund, sind Lokalanästhetika zu empfehlen. Bei starkem Nässen können feuchtigkeitsbindende Inhaltsstoffe helfen.

    Zusätzlich gibt es Präparate, die die Gleitfähigkeit beim Stuhlgang erhöhen sollen. Gleichzeitig sollen sie die Analschleimhaut vor Rissen und Juckreiz schützen. Die Präparate enthalten beispielsweise Jojobawachs oder gelbes Bienenwachs.

    Lokaltherapeutika bei Hämorrhoidalleiden gibt es in Form von Salben, Sitzbädern, Zäpfchen und Analtampons. Salbenpräparate sind meist mit einem Applikator zum Einführen in den Analkanal versehen. Sitzbäder haben den Vorteil, dass sie neben einer raschen Linderung gleichzeitig den Analbereich reinigen. Zäpfchen sollten möglichst nach dem Stuhlgang und nicht zu tief eingeführt werden. Bei Analtampons handelt es sich um Zäpfchen mit eingeschmolzenen Mullstreifen. Diese sollen Schleim und Blutungen absorbieren.

    Orale Therapieoptionen

    Ein sehr harter Stuhl kann Schmerzen und Blutungen verursachen. Daher ist es bei Hämorrhoidalleiden ratsam, für eine weiche Stuhlkonsistenz zu sorgen. Die Einnahme von Quellstoffen wie Flohsamen (-schalen) oder auch osmotisch wirksame Laxanzien wie Macrogol kann dies begünstigen. Einige wissenschaftliche Studien ergaben positive Wirkungen von Flavonoiden wie Rutin, Diosmin oder ähnliche Substanzen. Wegen ihrer gefäß- und ödemprotektiven Wirkung werden die als Venenmittel konzipierten Stoffe auch peroral bei Hämorrhoidalleiden eingesetzt.

    Nichtmedikamentöse Tipps

    • Ausreichend trinken
    • Regelmäßige Bewegung
    • Stuhldrang nicht zurückhalten
    • Ballaststoffreiche Ernährung
    • Sanfte Analhygiene
    • Stuhlkonsistenz verbessern
    • Beim Stuhlgang nicht pressen
    • Analvorlagen verwenden

    Schwangerschaft

    Hämorrhoidalleiden treten während der Schwangerschaft recht häufig auf. Die möglichen Gründe sind die hormonelle Umstellung und der zusätzliche Druck auf den Hämorrhoidalplexus. Ratsam sind dann eine ballaststoffreiche Ernährung, erhöhte Flüssigkeitszufuhr und Sitzbäder. Laut Embryotox können Lidocain-haltige Salben sowie Gerbstoff- oder Zinkoxid-haltige topische Präperate  eingesetzt werden. Schwangere sollten immer einen Arzt konsultieren, denn häufig stecken auch Analfissuren, Analthrombosen oder andere Krankheitsbilder hinter den Beschwerden. Diese verschwinden oftmals ohne Behandlung innerhalb von bis zu 24 Wochen nach der Entbindung wieder.