Sommer, Sonne, Scheidenpilz

Ursachen
Schweiß, Reibung durch vermehrte Outdoor-Aktivitäten sowie Chlor- und Salzwasser: Sommer, Sonne, Scheidenpilz … Der Sommer macht es dem vaginalen Ökosystem nicht gerade einfach, im Gleichgewicht zu bleiben. Werden Milchsäurebakterien zurückgedrängt, drohen Scheidenpilz und Harnwegsinfektionen.
Die Vagina ist dicht besiedelt, wobei hauptsächlich physiologische Laktobazillen die Mikrobiota bestimmen. Diese bilden Milchsäure und halten den pH-Wert im sauren Bereich zwischen 3,8 und 4,5. Das erschwert pathogenen Keimen die Besiedelung. Zwar gehören Hefepilze vom Typ Candida zur natürlichen Scheidenflora, kommen aber normalerweise nur in geringen Mengen vor.
Bei einem Scheidenpilz ( Vaginalmykose ) hat Candida albicans – mit 92 Prozent der mit Abstand häufigste Erreger – die Oberhand erlangt. So kann auch Chlorwasser im Pool die vaginale Mikrobiota schwächen, sodass sich vorhandene Pilze vermehren können.
Aus dem gleichen Grund resultiert eine Vaginalmykose auch nicht aus mangelnder Intimhygiene, wie manche Frauen meinen. Eher das Gegenteil ist oft der Fall.  »Falsche oder übertriebene Intimhygiene spült Laktobakterien weg und stört das vaginale Gleichgewicht und schädigt damit die körpereigene Schutzbarriere.« Vaginaltherapeutika mit Milchsäure oder Lactobacillus-Kulturen (wie Kadeflora® Milchsäurekur, Femaviva® Gel, Vagisan® Probioflora Hartkapseln, Symbiovag® Lactat Vaginalzäpfchen) bauen das vaginale Ökosystem wieder auf und können auch ein therapeutischer Ansatzpunkt bei häufigen Harnwegsinfektionen sein. Auch oral einzunehmende Probiotika sind im Handel.
Symptome
Typisches Symptom eines Scheidenpilzes ist der zum Teil unerträgliche Juckreiz. Ausfluss ist nicht zwingend vorhanden, wenn dann ist er weiß-gelblich, flockig und geruchlos. Berichten die Frauen dagegen von einem Brennen in der Scheide, handelt es sich eher nicht um eine Vaginalmykose.
Grunsätzlich sind Symptome immer zu hinterfragen. Auch andere Infektionen, ausgelöst etwa durch Chlamydien, Herpesviren oder Trichomonaden, Ekzeme oder hormonell bedingte Scheidentrockenheit können das unangenehme Jucken hervorrufen.
Treten die Beschwerden zum ersten Mal auf oder besonders häufig, sollte die Kundinnen mit einem Arzt Rücksprache halten. Bei drei bis vier Episoden pro Jahr spricht man definitionsgemäß von einer chronisch-rezidivierenden Vulvovaginalcandidose. Auch Jugendlichen unter 18 Jahren und Schwangeren wird ein Arztbesuch angeraten, ebenso bei Schmerzen im Unterbauch, unangenehmem Geruch, grünem oder gelbem Ausfluss.
Therapie

Weltweiter Standard ist nach wie vor der bewährte Wirkstoff Clotrimazol, der gezielt gegen Candida albicans wirkt. Der Zusatz von Milchsäure in Clotrimazol-haltigen Präparaten verbessere zwar die Bioverfügbarkeit, führe allerdings laut des Experten nicht zu besseren Heilungsergebnissen. Als weiteres Imidazol kommt Fenticonazol, als Polyen Nystatin zum Einsatz.Nach spätestens drei Tagen Behandlung muss der Juckreiz verschwunden sein, sonst ist die Pilzdiagnose zu überdenken.

Bei chronisch rezidivierenden Candidosen werde primär oral mit Fluconazol behandelt. Die Therapie dauere mindestens sechs Monate, danach sind etwa 85 Prozent der Patientinnen pilzfrei. Hauptrisiko für die Entwicklung immer wiederkehrender Candidosen seien orogenitale Sexualkontakte. Die routinemäßige Mitbehandlung des Partners wird oft nur dann für nötig erachtet, wenn er Symptome zeigt.

Creme, Tabletten, Ovula?

Meist erzielt man bessere Therapieerfolge, wenn man Vagina und Vulva kombiniert behandelt – also sowohl mit Vaginaltabletten oder -ovula als auch mit Vaginalcreme. Die Apothekerin empfahl bevorzugt eine Drei-Tage-Kombitherapie mit 2-prozentiger Creme (wie KadeFungin® 3 mit 3×200 mg Clotrimazol Tabletten, Vagisan® Myko Kombi 3 Tage mit Vaginalzäpfchen). Bei einer Ein-Tages-Therapie (zum Beispiel Vagisan® Myko Kombi, Canesten® Gyn Once) ist die Vaginaltablette mit 500 mg Clotrimazol höher dosiert als bei der Drei-Tages-Therapie. »Was den meisten Frauen aber nicht klar ist: Die Creme ist niedriger dosiert und muss für ein bis zwei Wochen angewendet werden«

Die Vaginaltabletten sollten abends vor dem Schlafengehen, idealerweise in Rückenlage, eingeführt werden, die Creme wird dreimal täglich auf Vulva, Damm und die Analregion aufgetragen. Vaginaltherapeutika eignen sich in der Regel nicht zur Anwendung während der Menstruation. Zum Kontakt mit Latexkondomen sollte man mindestens 48 Stunden Abstand halten, ebenso zu anderen vaginalen Zubereitungen. Zur Hilfe beim Einführen sind einigen Präparaten Applikatoren beigelegt. Schwangere sollten diese nicht verwenden. Es besteht die Gefahr, den Applikator zu weit einzuführen und so das Kind zu gefährden. Vaginalzäpfchen mit Nystatin können gelbliche, solche mit Povidon-Jod hingegen braune Verfärbungen der Unterwäsche verursachen.