Beschwerden in der Schwangerschaft 2.Teil

 Füll- und Quellstoffe bei Obstipation in der Schwangerschaft

Neben den im 1,Teil beschriebenen Beschwerden sind auch andere Störungen des Magen-Darm-Trakts in der Schwangerschaft häufig und lästig. Bis zu 40 Prozent der Frauen leiden unter Obstipation. Ursache sind meist die hormonellen Veränderungen in der Schwangerschaft, die zu einer Relaxation der glatten Muskulatur des Darms und zu einer verlängerten gastrointestinalen Transitzeit führen. Der Körper resorbiert zudem verstärkt Wasser und Elektrolyte, was eine Verstopfung weiter begünstigt. Veränderte Nahrungsgewohnheiten und eine geringere körperliche Aktivität kommen oft verstärkend hinzu. Schwangere leiden zudem häufig unter Hämorrhoiden und viele nehmen stopfend wirkende Eisenpräparate ein.

Zur Behandlung können zunächst nicht medikamentösen Maßnahmen in Betracht gezogen werden: ballaststoffreich ernähren, ausreichend trinken und sich körperlich bewegen. Frauen, die zur Muskelentspannung Magnesium nutzen, können davon profitieren, dass dieses im Darm osmolaxierend wirkt.

Sind bei hartnäckiger Obstipation Laxanzien erforderlich, sind Füll- und Quellstoffe wie Leinsamen, Weizenkleie und indische Flohsamenschalen die erste Wahl. Sie werden nicht resorbiert und fördern die Darmperistaltik. Bei der Anwendung ist darauf zu achten, dass die Schwangere unbedingt genug trinkt. Wirken die Füll- und Quellstoffe nicht ausreichend, können Lactulose oder das osmotische Laxans Macrogol versucht werden. Auch Microeinläufe können Abhilfe schaffen.

Nur wenn diese Mittel die Beschwerden nicht lindern, können kurzzeitig Bisacodyl oder Glycerol angewendet werden. Möglich sind auch Natriumpicosulfat sowie rektal Mannitol oder Sorbitol. Kontraindiziert sind hingegen Anthrachinon-Derivate (Sennesblätter, Rhabarberwurzel, Faulbaumrinde, Aloe), Paraffinum und Rizinusöl. Grundsätzlich gilt: Laxanzien nur kurzfristig anwenden, da Wasserverluste und Elektrolytveränderungen den Feten schädigen könnten .

Sodbrennen: Ernährung überprüfen

Die gastro-ösophageale Refluxkrankheit tritt bei mehr als der Hälfte der Frauen in der Schwangerschaft auf. Die Refluxbeschwerden entstehen, wenn der untere Ösophagussphinkter nicht mehr ausreichend verschließt und Mageninhalt und -säure ungehindert in die Speiseröhre zurückfließen und die Schleimhaut reizen. Brennende Schmerzen hinter dem Brustbein, auch als Sodbrennen bezeichnet, sind die Folge.

In der Schwangerschaft sollten Frauen ihre Ernährungsgewohnheiten überprüfen, weniger Süßigkeiten und fetthaltige Speisen essen, große Mahlzeiten besonders am Abend vermeiden. Fragen Sie hierzu auch gerne unsere Ernährungsberaterin. Vorteilhaft ist es auch mit erhöhtem Oberkörper zu schlafen. Bei leichtem Sodbrennen helfen neben homöopathischen Medikamenten auch Antacida  ( am besten aluminiumfrei ); ebenfalls darf ein H2-Antagonist eingenommen werden. Auch zur Anwendung in der Schwangerschaft sind Alginate geeignet. Sie werden nicht verstoffwechselt und bilden eine physikalische Barriere zwischen saurem Mageninhalt und Speiseröhre.

Wann zum Arzt?

Bei stärkeren Beschwerden oder einer Refluxösophagitis sollte die Patientin einen Arzt aufsuchen, der unter Risikoabwägung Protonenpumpenhemmer (PPI) verordnen kann. Hier gilt Omeprazol als Mittel der Wahl, da für diesen PPI die meisten Erfahrungswerte für die Einnahme in der Schwangerschaft vorliegen.

Zu beachten ist, dass zwei Studien eine schwache Assoziation zwischen kindlichem Asthma oder Allergien und mütterlicher Therapie mit PPI oder H2-Rezeptor-Antagonisten in Schwangerschaft und Stillzeit fanden. Diese Assoziation war unabhängig von Einnahmezeitpunkt und -häufigkeit. Nicht auszuschließen ist, dass die mütterliche Erkrankung die Ursache der Störungen beim Kind ist. Die Experten der Datenbank Embryotox halten einen kausalen Zusammenhang daher aktuell für fraglich.

Gerne beraten wir Sie vor Ort in vertraulicher Umgebung.

(Quelle: PZ Artikel 14.01,21 Dr. Nicole Schuster)