Blasenentzündung

Selbstmedikation bei Blasenentzündung  

Gefühlt macht sich ein Harnwegsinfekt immer am Wochenende bemerkbar: mit einem brennenden Gefühl beim Wasserlassen sowie häufigem und starkem Harndrang bei meist nur geringen Harnmengen. Oft ist zunächst eine Selbstmedikation möglich.

Umgehend zum Arzt, um sich ein Rezept für ein Antibiotikum abzuholen: Das ist zumindest bei leichten und mittelstarken Beschwerden durch einen Harnwegsinfekt oft nicht nötig. Dies gilt für unkomplizierte Harnwegsinfekte. Davon spricht man, wenn im Harntrakt keine relevanten funktionellen oder anatomischen Anomalien, keine relevanten Nierenfunktionsstörungen und keine relevanten Begleiterkrankungen vorliegen, die eine Harnwegsinfektion oder gravierende Komplikationen begünstigen. Auch bei Symptomen wie Blut im Urin oder hohes Fieber ist ein Arzt zu konsultieren. Bei Männern geht man stets von einer komplizierten Harnwegsinfektion aus. Zumeist keiner Behandlung bedarf eine asymptomatische Bakteriurie, also ein alleiniger positiver Nachweis von Bakterien im Urin ohne Beschwerden.

Schmerzmittel statt Antibiotikum

Ziel der Behandlung ist eine Besserung der akuten Symptome. Zur Linderung der Schmerzen kann ein Analgetikum zum Einsatz kommen, das auch entzündungshemmend wirkt, zum Beispiel Ibuprofen. In einer Studie, in der Ibuprofen bei Frauen mit unkomplizierten Harnwegsinfekten mit dem Antibiotikum Fosfomycin verglichen wurde, waren nach einer Woche 70 Prozent der Teilnehmerinnen, die Ibuprofen erhalten hatten, beschwerdefrei; in der Antibiotika-Gruppe waren es 80 Prozent (»British Medical Journal« 2015, DOI: 10.1136/bmj.h6544).

Alternative pflanzliche Mittel

Ausreichende Trink- beziehungsweise Urinmengen von rund 1,5 Litern täglich sorgen für eine Durchspülung von Harnblase und -wegen. Unterstützen können dies Phytopharmaka aus beispielsweise Birkenblättern, Brennnessel- oder Goldrutenkraut. Lokal desinfizierend wirken Zubereitungen aus Bärentraubenblättern (nicht länger als vier Wochen anwenden) oder aus Meerrettichwurzel und Kapuzinerkressekraut. Auch Wärmeanwendungen können zur Linderung der Beschwerden beitragen. Bessern sich die Beschwerden nicht, ist ein Arztbesuch erforderlich

 Rezidiven vorbeugen

Manche Frauen erkranken mehrmals jährlich an einer Blasenentzündung und fragen daher auch nach Möglichkeiten der Vorbeugung. Mannose und alternativ verschiedene Phytotherapeutika können hier zum Einsatz kommen. D-Mannose (zum Beispiel in Femannose®) bindet an die Bakterien und verhindert so, dass diese sich an die Schleimhaut anheften können. Der Bakterien-Zucker-Komplex wird mit dem Urin ausgeschieden.

Zu den pflanzlichen Harndesinfizienzien gehören Extrakte aus Meerrettichwurzel und Kapuzinerkressekraut (Angocin Anti Infekt N®). Die Interdisziplinäre S3-Leitlinie »Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter,bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenenPatienten« zitiert hierzu eine dreimonatige Studie, in der die Infektionsrate unter Verum auf 0,43 und unter Placebo auf 0,77 sank. Zum Einsatz von pflanzlichen Durchspülungstherapien in der Langzeitprophylaxe liegen keine aussagekräftigen Studien vor.

Unser Tipp

Auch nicht pharmakologische Methoden können empfohlen werden: Zwar wird der Rat »warm halten« als großmütterlich empfunden. Dass Wärme in der Prophylaxe wirkt, zeigt jedoch eine kleine Studie aus dem Jahr 1992. Dabei entwickelten 6 von 29 Frauen durchschnittlich 55 Stunden nach einer gezielten Unterkühlung der Füße Symptome einer Blasenentzündung, in einer Kontrollperiode ohne Unterkühlung aber keine (»Scandinavian Journal of Primary Health Care«, DOI: 10.3109/02813439209014054).

Also halten sie ihre Füße warm. Auch ein durchblutungsförderndes Fußbad z.B. mit Senfmehl kann hier helfen.